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Kreuzweg auf dem Friedhof in Horn

Jedem Besucher einer katholischen Kirche sind die fast immer an den Seitenwänden angebrachten 14 Bilder oder Stationen des Kreuzwegs bekannt. Von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung des Gekreuzigten zeigt die Folge oftmals sehr eindringlicher Bilder den Leidensweg Christi, der das Kreuz hinauf zur Richtstätte auf den Berg Golgatha in Jerusalem trägt. Dem gläubigen Christen dient der Kreuzweg beim Abschreiten für sich allein oder bei Kreuzwegandachten der Vergegenwärtigung des Leidens Christi im Gebet.

Zu diesem Zweck wurden Kreuzwege zu allen Zeiten auch im Freien errichtet, oft unter Übernahme der exakten Länge der Jerusalemer Wegstrecke und wie dort eine Anhöhe hinaufführend. Immer wieder findet man an diesen Wegen in mehr oder weniger großen Abständen steinerne Bildstöcke oder Stationshäuschen mit hohem Sockel, einer tiefen Bildnische mit dem figürlichen Kreuzwegrelief und einer Giebelverdachung mit Kreuz darüber.

Diesem Typus folgt auch der Kreuzweg auf dem Friedhof in Horn, der prägender Bestandteil der historischen Friedhofsanlage ist.

Laut Inschrift wurde der Kreuzweg im Jahre 1866 allein durch Spenden der katholischen Kirchengemeinde in Horn finanziert und errichtet.

Der Kreuzweg ist durch figürliche Bildreliefs dargestellt. Diese sind in relativ schlicht gehaltenen Stationsgehäusen aus Sandstein eingefasst.

Das Besondere an diesem Kreuzweg sind die figürlichen Bildreliefs der einzelnen Stationen. Die Kreuzwegreliefs aus Terrakotta zeichnen sich durch einen hohen künstlerischen Anspruch aus, der sich in Figurenreichtum, differenzierter Kulisse, spannungsreicher Komposition und gekonnter plastischer Ausführung ausdrückt. Nach intensiven Recherchen wurde herausgefunden, dass dem Horner Kreuzweg ein berühmtes Vorbild zugrunde liegt. Es handelt sich um den in den Jahren 1844 – 1846 al fresco gemalten Wiener Kreuzweg in der Kirche St. Johannes Nepomuk, Wien, des österreichischen Malers und Nazareners Josef Ritter von Führich (1800 -1876), der u. a. in Gestalt einer Stahlstichfolge von Alois Petrak weite Verbreitung fand und vielfach kopiert wurde. Der Vergleich mit der auch im Druck erschienenen Stichfolge zeigt, dass der Kreuzweg in Horn das Vorbild – routiniert in die plastische Form umgesetzt – genauestens kopiert.

Die Reliefs des Kreuzweges in Horn stammen aus der Tonfigurenfabrik Heinrich Josef Scherf, die bis 1892 in Köln-Kalk produzierte. Die Modelle für die Ausführung in Terrakotta schuf der Kölner Bildhauer Johann Joseph Imhoff der Jüngere. Die Stationsgehäuse aus Sandstein hat der Geseker Steinmetz J. Hammer gearbeitet.

Im Jahr 1923 erhielten die Reliefs eine Farbfassung und die Nischen eine Schutzverglasung.

Der Horner Kreuzweg hat eine hohe kunsthistorische Bedeutung, da solch qualitätvolle Arbeiten heute nur noch selten in so vollständigem und weitest gehend gutem Zustand vorhanden sind. Plastische Kopien des Führich-Kreuzweges sind erheblich seltener als gemalte. Farbfassungen der 1920er Jahre müssen heute ebenfalls als rar gelten. Aus diesen Gründen kommt dem Horner Kreuzweg eine über dem engeren regionalen Bezug hinausgehende kunsthistorische Bedeutung zu.

Der Horner Kreuzweg wurde vom LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen zum Denkmal des Monats März 2010 ernannt.

 

 

Kontakt

Friedhofsweg
59597 Erwitte (Horn)




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