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Zivilschutz-Workshop für Hauptverwaltungsbeamte und Krisenstäbe in Erwitte

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Impulsvorträge durch Referenten von Bund und Land. Bürgermeister und Landrätin erörtern neue Herausforderungen für die kommunale Gefahrenabwehrplanung

Die Themen aktueller denn je, deren Erörterung wichtiger denn je: Die große Runde der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister des Kreises Soest sowie deren jeweilige Leitungen der Stäbe außergewöhnlicher Ereignisse (SAE) kamen gemeinsam mit der Landrätin und dem Kreisdirektor des Kreises Soest und Vertretern der Bezirksregierung Arnsberg am 10. März 2025 im Schloss Erwitte zusammen, um neue Herausforderungen für die kommunale Gefahrenabwehrplanung zu besprechen.

Auf Einladung von Erwittes Bürgermeister Hendrik Henneböhl trafen sich die Hauptverwaltungsbeamten und die Vertreter der kommunalen Krisenstäbe des Kreises Soest sowie Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg, um sich über konkrete Erkenntnisse und Handlungsoptionen als „kommunale Familie“ auszutauschen.

Für einen fachspezifischen Impuls konnten hochkarätige Referenten und eine Referentin aus drei für die öffentliche Sicherheit maßgeblichen Behörden gewonnen werden. So referierte Martin Zeidler als Abteilungsleiter Lagemanagement vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe über sicherheitspolitische Herausforderungen und Bedrohungslagen sowie die Rolle der Kommunen.

Brigadegeneral Hans-Dieter Müller, Kommandeur des Landeskommando NRW, adressierte das sich aus der aktuellen sicherpolitischen Lage ergebende Bedrohungspotenzial für die Sicherheit in Europa, den daraus abgeleiteten „Operationsplan Deutschland“ sowie neue Herausforderungen für die Bundeswehr in der Zivil-Militärischen-Zusammenarbeit. 

Einen abschließenden Impuls vermittelte Desiree Wendenburg vom Innenministerium NRW zur Organisation des Schutzes eigener kritischer Prozesse und Infrastruktur vor dem Hintergrund hybrider Bedrohungslagen.

„Wenn wir die Basis für die positive Entwicklung unseres Landes, nämlich Freiheit und Sicherheit, erhalten wollen, so müssen wir uns als Funktionsträger dieses Landes des Themas unseres heutigen gemeinsamen Workshops annehmen“, setzte Bürgermeister Hendrik Henneböhl als Gastgeber gleich in seiner einleitenden Begrüßung den Tenor angesichts der multiplen Bedrohungen durch Kriege, Krisen und Konflikte sowie deren Auswirkungen auch für die kommunale Ebene. „Das sicherheitspolitische Koordinatensystem hat sich längst verschoben, umso wichtiger sind Resilienz und der Erhalt der Handlungsfähigkeit unserer Kommunen als Keimzellen für Demokratie und Daseinsvorsorge.“ Hendrik Henneböhl, Bürgermeister der Stadt Erwitte

Über unsere klassischen Aufgaben im Brand- und Katastrophenschutz hinaus werden sich neue Anforderungen für uns im Bevölkerungsschutz ergeben. Die Herausforderungen sind riesengroß, aber wir gehen sie gemeinsam an.“ Eva Irrgang, Landrätin des Kreises Soest

„Das Land Nordrhein-Westfalen begrüßt sehr, dass die Stadt Erwitte diese Initiative zum gemeinsamen Austausch über die Weiterentwicklung des Zivilschutzes in der kommunalen Familie unternimmt. Der Workshop der Stadt Erwitte ist ein herausragendes und mutiges Beispiel einer kommunalen Initiative zur Stärkung des Themenfeldes Zivilschutz im kommunalen Aufgabenkontext. Nur im engen Schulterschluss aller am Zivilschutz beteiligten Stellen wird es gelingen, die notwendigen Maßnahmen und Entscheidungen zu treffen, um vorbereitet und krisenfest zu handeln.“ Dr. Andreas Hohlfeld, Leiter der Fachabteilung Gefahrenabwehr bei der Bezirksregierung Arnsberg

„Die Herausforderungen durch die aktuelle sicherheitspolitische Lage sind mit Blick auf das Herstellen der Einsatzbereitschaft der Streitkräfte sehr groß. Im Sinne qualifizierter Krisenvorsorge ist in diesen unruhigen Zeiten die Zivil-Militärische Zusammenarbeit und deren Intensivierung auf allen Ebenen ein ganz wesentlicher und wichtiger Faktor für uns als Bundeswehr. Darum werden wir auch in den nächsten Wochen Regionalübungen durchführen, mit denen wir die Leistungsfähigkeit unserer Bezirks-, Kreis- und Verbindungskommandos in NRW überprüfen und stärken.“ Brigadegeneral Hans-Dieter Müller, Kommandeur des Landeskommandos der Bundeswehr NRW

„Prävention statt Reaktion - dazu gehört aktive Vorbereitung statt der sogenannten Versicherungsmentalität. Das BBK unterstützt Kreise, kreisfreie Städte und Kommunen bei der praktischen Umsetzung der Präventionsmaßnahmen in der Zivilen Verteidigung.“ Martin Zeidler, Abteilungsleiter für Lagemanagement, Warnung, Internationales beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)

„Nachrichtendienstliche Aktivitäten wie Spionage, Sabotage und Einflussnahme bzw. Desinformation sind Realität. Opfer von solchen Angriffen sind längst nicht mehr ‚nur‘ Wirtschaftsunternehmen. Auch Kommunen stehen vermehrt im Fokus. Denn hier wirken die Schäden direkt auf die Bürgerinnen und Bürger durch und dies untergräbt wiederum deren Vertrauen in den Staat als Institution. Den Angreifern stehen dabei unzählige Methoden und Strategien offen und wenn etwas nicht mehr funktioniert, wird es durch ein anderes Vorgehen ersetzt. Daher ist es immens wichtig, dass Sicherheit ganzheitlich und von Anfang an bei allen Prozessen mitgedacht wird. Ganzheitlich meint in diesem Zusammenhang die Bereiche IT, Personal, Organisation und physischer Gebäudeschutz.“ Desiree Wendenburg, Verfassungsschutz NRW


Zum Hintergrund: Das Erwitter Schlossgelände als ehemaliger Bundeswehrstandort

In den 1930er Jahren fand eine Nutzung des Schlossgeländes und Umwidmung des Schlosses als Reichsschulungsburg durch die NSDAP statt, um nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ab 1957 im Bundesbesitz zu stehen und fortan als Graf-Landsberg-Kaserne durch die Bundeswehr zu fungieren. Die Kaserne war unter anderem Standort des Flugabwehrraketen-Bataillon (FlaRakBtl) 21, zum Ende des Kalten Kriegs noch Gerätestandort. Nach der Aufgabe des Standorts in den 1990er Jahren folgte die Übernahme von Gelände und Liegenschaften durch Stadt Erwitte, heute dient das Schloss Erwitte als Dienstsitz des Standesamtes Hellweg sowie als öffentlicher Trau- und Veranstaltungsort.

Gruppenbild zum Zivilschutz-Workshop für Hauptverwaltungsbeamte und Leitungen der SAE der Kommunen im Kreis Soest vor dem Tagungsort Schloss Erwitte
(v.l.n.r.) Gastgebender Bürgermeister Hendrik Henneböhl (Stadt Erwitte), Referent Martin Zeidler (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe), Landrätin Eva Irrgang (Kreis Soest), Referentin Desiree Wendenburg und Referent Christoph Karschnia (beide Innenministerum NRW) sowie Referent Brigadegeneral Hans-Dieter Müller (Landeskommando der Bundeswehr NRW)
Vortrag von Desiree Wendenburg vom Innenministerium NRW
Reger Austausch beim Zivilschutz-Workshop für Hauptverwaltungsbeamte und Leitungen der SAE der Kommunen im Kreis Soest
Programm des Zivilschutz-Workshops für Hauptverwaltungsbeamte und Leitungen der SAE der Kommunen im Kreis Soest