„Für die Stadt Erwitte darf ich Ihnen versichern, dass wir an Ihrer Seite stehen möchten, wo wir es als Zivilgesellschaft vermögen. Dass wir Ihnen aus der Heimat den Rücken stärken möchten, wenn Sie vielleicht auch weit weg von Standort und Familie Ihren Dienst tun. Wir geben mit dieser Patenschaft ein klares Bekenntnis zu Ihnen und unserer Bundeswehr ab!“
Mit diesen Worten würdigte Hendrik Henneböhl als Bürgermeister die nun begründete Patenschaft zwischen der Stadt Erwitte und der 1. Kompanie des Versorgungsbataillons 7 (1./VersBtl 7). Neben der wechselseitigen Unterzeichnung der Patenschaftsurkunde im Ratssaal mit einem Grußwort der Landrätin des Kreises Soest, Eva Irrgang, wurde die neue zivil-militärische Verbindung in einem öffentlichen Festakt auf dem Erwitter Marktplatz gefeiert. Bereits am Nachmittag stand die 1. Kompanie im Rathaus den interessierten Bürgerinnen und Bürgern Rede und Antwort, zugleich präsentierten die Kameraden auf dem Marktplatz zwei militärische Fahrzeuge. Der Wechsellader-LKW und mobile Autokran bildeten dann zusammen mit der historischen Gebäudekulisse auch am Abend den feierlichen Rahmen für den Aufmarsch der militärischen und zivilen Delegationen aus Bundeswehr und Stadtgesellschaft.
Die 1. Kompanie des Versorgungsbataillons 7 wurde vor Ort noch verstärkt durch die Vertreter der Erwitter Reservistenkameradschaft und war ihrerseits mit über 100 Soldatinnen und Soldaten aus Unna angereist. Die militärische Abordnung wurde bei ihrem Antreten von den Hellwegmusikanten zum „Yorkschen Marsch“ musikalisch begleitet. Angeführt vom Erwitter Julian-Hubert Struchholz folgte die zivile Seite in Gestalt der Fahnenabordnungen aller Schützenvereine Erwittes sowie Vertretungen der örtlichen Hilfsorganisationen und wurde ihrerseits vom Tambourcorps Erwitte musikalisch begleitet. Nach einem militärischen Zeremoniell mit dem Spielen des „Steigerlieds“ als Serenade und Elementen eines Zapfenstreichs endete der Festakt mit dem gemeinsamen Singen der deutschen Nationalhymne. Im Anschluss kamen alle Teilnehmenden bei Speis und Trank zusammen.
Der Kompaniechef der in der Glückauf-Kaserne Unna beheimateten Bundeswehreinheit, Major Christoph S., freute sich über die herzliche Begrüßung und freundschaftliche Aufnahme seiner Soldatinnen und Soldaten durch die Erwitter Zivilgesellschaft. Er betonte die Verbindung beider Orte durch den Hellweg, aber auch den Bergbau: im Ruhrgebiet früher der Steinkohleabbau, in Erwitte immer noch die Steinbrüche für eine aktive Zementindustrie. Der Major betonte die Bedeutung für seine Kompanie:
„Diese Patenschaft stellt ein sichtbares Zeichen der gesellschaftlichen Anerkennung und Wertschätzung da und ist somit für uns auch eine Chance, die Bundeswehr in der Öffentlichkeit zu repräsentieren. Dieses Interesse ist in meiner persönlichen Wahrnehmung nicht selbstverständlich“.
Hier geht es zum offiziellen Video des Festaktes auf YouTube ...
(Eine Produktion von EMM DSIGN für die Stadt Erwitte)
... und hier geht es zur offziellen Bildergalerie des Festaktes!
(Ronja Sahm Fotografie für die Stadt Erwitte)
Text der Urkunde zur Patenschaft
„Die Stadt Erwitte und die 1. Kompanie des Versorgungsbataillons 7 übernehmen eine gegenseitige Patenschaft. Die heute begründete und durch den Rat der Stadt Erwitte in seiner Sitzung am 14.09.2022 beschlossene Patenschaft soll stets die enge Verbundenheit der Erwitter Bürgerinnen und Bürger mit der 1. Kompanie des Versorgungsbataillons 7 und ihrer Soldatinnen und Soldaten zum Ausdruck bringen.
Sie soll auch dazu beitragen, die freundschaftlichen Beziehungen und das gegenseitige Verständnis zwischen staatlichen Institutionen, zivilen Organisationen, Stadtgesellschaft und Politik in Erwitte mit den Kameradinnen und Kameraden der gesamten Bundeswehr zu fördern und zu festigen.
Aus der Mitte der Gesellschaft für die Demokratie und das Gemeinwohl, für die öffentliche Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger sowie für gelebte Solidarität, Hilfsbereitschaft und Kameradschaft: diese Patenschaft soll ein Zeichen setzen für eine zivil-militärische Zusammenarbeit und gegenseitige Wertschätzung nicht nur im kommunalen Raum. Die Stadt Erwitte steht fest an der Seite der 1. Kompanie des Versorgungsbataillons 7, in guten wie in krisenhaften Zeiten.“
Zum Hintergrund
Nach dem einstimmigen Beschluss des Rates der Stadt Erwitte im September 2022 und vorangegangener gegenseitiger Besuche mit Austauschen wird diese Patenschaft nun am 9. Februar 2023 mit einem öffentlichen Festakt offiziell begründet. Die Patenschaft soll zukünftig auch die Sichtbarkeit und Wertschätzung der Bundeswehr in Erwitte bestärken. Bis in die 1990er Jahre war Erwitte selbst Bundeswehrstandort. Mit der Kooperation wird diese Verbundenheit erneuert. Gerade in der aktuellen Zeit soll ein Impuls der öffentlichen Sensibilisierung für die Streitkräfte der Bundeswehr gesetzt und so auch die Erwitter Stadtgesellschaft eingebunden werden.
Der Angriffskrieg Russlands auf dem Staatsgebiet der Ukraine im Februar 2022 verdeutlicht die Fragilität außenpolitischer Beziehungen und Tektonik der äußeren Sicherheit. Mitten in Europa findet nach dem 2. Weltkrieg und dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien wieder ein Krieg statt, der in seiner ganzen Dimension auch die Stadt Erwitte berührt. Neben der Migrationsbewegung von geflüchteten Menschen aus der Ukraine hat dieser Konflikt auch spürbare wirtschaftspolitische Auswirkungen sowohl auf die Bürgerinnen und Bürger als auch die örtlichen Unternehmen in Erwitte und die Stadtverwaltung. Dieser Krieg zeigt auch die Bedeutung der Bundeswehr, insbesondere in der im Grundgesetz verfassungsrechtlich verankerten Kernaufgabe der Landes- und Bündnisverteidigung im Sinne der Bewahrung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
Bereits in seiner Rede in der Sitzung des Stadtrats im April schlug Bürgermeister Hendrik Henneböhl auch die Patenschaft mit einer Einheit der Bundeswehr vor, „um gerade auch um die gesellschaftliche Verankerung der Bundeswehr in einer „Nicht-Standort-Kommune“ zu stärken“. Ein gleichlautender Aufruf mehrerer Landtagsfraktionen in NRW bekräftigten diesen Vorschlag und auch die Fraktionen im Stadtrat zeigten sich offen für die Idee. So wurde verwaltungsseitig Kontakt mit Generalinspekteur Eberhard Zorn mit dem Wunsch der Findung einer geeigneten Patenschaftseinheit, aufgenommen. General Zorn erwiderte die Anfrage positiv und schlug für eine solche Patenschaft die 1. Kompanie des Versorgungsbataillons 7 (1./VersBtl 7) in Unna vor.
In ersten Gesprächen bei gegenseitigen Besuchen in Unna und Erwitte wurden insbesondere regelmäßige Austausche auf Arbeitsebene in Gestalt der zivil-militärischen Zusammenarbeit identifiziert, etwa im Bereich des Katastrophenschutzes oder auch mit örtlichen Unternehmen im Bereich der technischen Kooperation. Auch die wechselseitige Personalgewinnung in Form der örtlichen Karriereberatung (Berufsorientierung) für die Bundeswehr oder die Übernahme von ausscheidenden Soldaten als Fachkräfte für hiesige Unternehmen in Erwitte (Berufsförderungsdienst der Bundeswehr) fanden Anklang. Politische Bildung durch Jugendoffiziere und weitere sicherheitspolitische Seminare sind ebenfalls denkbar. Nicht zuletzt kulturelle und gesellige Veranstaltungen, Übungen im Stadtgebiet Erwitte und Sportveranstaltungen mit der Pateneinheit sind vorstellbar, genau wie eine Teilnahme an Gedenkveranstaltungen wie dem Volkstrauertag.