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Erwitte und Geseke als Modellregion für industriellen Klimaschutz und Regionalentwicklung

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Buchkapitel in Sammelband des VDE erschienen. Indonesischer Student schreibt Abschlussarbeit

Seit über 100 Jahren trägt die Zementindustrie zur Wirtschaftskraft der Region in Erwitte und Geseke bei. Zement wird auch in den nächsten Jahrzehnten ein unverzichtbarer Baustoff sein, zugleich werden die globalen Klimaziele zu berücksichtigen sein, die vor allem auf eine drastische Verringerung des Treibhausgases CO2 zielen: Um Kalk zu brennen, wird Energie benötigt und beim Brennprozess wird zusätzlich CO2 freigesetzt. Jetzt wollen die beiden Städte Modellregion für eine klimaneutrale Zementproduktion werden.

„Mit unserem Projekt entsprechen wir voll den ehrgeizigen Zielen der NRW-Landesregierung, die auf den Wasserstoff als Energieträger der Zukunft setzt“, stellt Dr. Remco van der Velden, Bürgermeister der Stadt Geseke, fest. Dabei kommt beiden Städten eine zentrale Rolle zu: „Die Punkte innovative Zementherstellung, Klima- und Umweltschutz, Infrastrukturplanung und die bürgerschaftliche Interessenslage schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern sind im notwendigen Transformationsprozess nur gemeinsam zu lösen“, verdeutlicht Erwittes Bürgermeister Hendrik Henneböhl.

Dieses Projekt ist so faszinierend, dass es Eingang in die 25. Ausgabe des Buches vom Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) gefunden hat. „Arbeitsmarkt Elektrotechnik Informationstechnik“ lautet der Titel des Sammelbandes der beiden Herausgeber, Professor Jürgen Grüneberg aus Soest und Wirtschaftsjournalist Dr. Ingo-G. Wenke aus Erwitte. Die Herausgeber haben hierbei zwei Schwerpunkte gesetzt: Klimaschutz und Nachwuchssicherung.

Dabei gilt es vor allem die vom Menschen bestimmten Faktoren der Klimaerwärmung zurückzufahren, insbesondere die drastische Reduktion der Emissionen der Treibhausgase CO2 und Methan. Das fängt mit dem Energiewandel hin zu erneuerbaren Energien an und hört beim energieeffizienten Wohnungsbau noch längst nicht auf. Ganz besonders wichtig sind auch die erforderlichen Innovationen in den Industrieprozessen: „Das alles geht nur mit technischem Know-how der Ingenieure und Ingenieurinnen und mit Hilfe der praktischen Umsetzung durch entsprechende Fachkräfte“, stellt Wenke fest und betont dabei zugleich ein großes Problem: „Wir haben einen eklatanten Mangel an Ingenieuren und Ingenieurinnen“.

Grüneberg, der für die Privatuniversität Swiss German University (SGU) in Jakarta/Indonesien die Praxissemester der SGU-Studierenden in Deutschland und der Schweiz koordiniert, ergänzt: „Allein die demographische Entwicklung zeigt uns, dass wir unbedingt auch auf Zuwanderung und internationale Kooperationen angewiesen sind“. Als Koordinator freut sich Grüneberg, dass er mit Pascal Anargy Sulistyo einen SGU-Studenten dafür gewinnen konnte, seine Abschlussarbeit über den bisherigen Entwicklungsprozess von der ersten Idee über die politische Entscheidung bis hin zum vorliegenden, förderrechtlich positivem Votum des Modellprojekts einer klimaneutralen Zementregion in Erwitte und Geseke zu schreiben. Der indonesische Student erlebte die Region bei einem Rundflug gemeinsam mit seinem persönlichen Betreuer Professor Reinald-Jörg Weimar und Dr. Wenke bereits aus der Luft. Die Absolventen erhalten einen Double-Degree der SGU und der Fachhochschule Südwestfalen.

Mit Blick auf die Nachwuchssicherung plädieren die Herausgeber für eine klischeefreie naturwissenschaftlich-technische Bildung bereits von der Kita an. Mit verschiedenen Beiträgen zeigen sie Wege auf, vor allem das Potenzial junger Mädchen und Frauen für eine Ausbildung oder ein Studium in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) zu heben. Immerhin machen sich laut einer Umfrage des Verbands 62 Prozent der jungen Frauen im Alter von 17 bis 24 Jahren große Sorgen um den Klimawandel. Gleichwohl können sich in der Sekundarstufe I nur 8,3 Prozent der befragten Mädchen vorstellen, später in einem MINT-Beruf zu arbeiten – das wollen Grüneberg und Wenke mit Verweis auf die Strahlkraft des Modellprojektes am Beispiel der Zementregion gerne ändern.

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Vorstellung des Sammelbandes des VDE
(v.l.n.r.) Bürgermeister der Stadt Geseke Dr. Remco van der Velden, Student Pascal Anargy Sulistyo, Prof. Reinald-Jörg Weimar, Prof. Jürgen Grüneberg, Dr. Ingo-G. Wenke, Bürgermeister der Stadt Erwitte Hendrik Henneböhl
Sammelband des VDE
Sammelband des VDE