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Kampfmittelbeseitigung bei Norddorf als historisches Zeugnis

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Heftige Kämpfe im Stadtgebiet Erwitte zum Kriegsende vor 78 Jahren

Im Zuge des Umbaus der Bushaltestellen im Stadtgebiet Erwitte und der Erneuerung der Buswartehäuschen waren im letzten Jahr im Bereich Norddorf umfangreiche Kampfmittelräumungsarbeiten notwendig. Hierbei musste auch eine amerikanische 75mm Panzergranate gesprengt werden. Um die vollständige Sondierung sowie Räumung des Areals abzuschließen um somit etwaigen illegalen Munitionssuchen auf dem Gelände vorzubeugen, erfolgt erst jetzt die Berichterstattung zu den Arbeiten.

Im Frühjahr 2023 jähren sich die Ereignisse zum Kriegsende in Erwitte zum 78. Mal. Auch dies soll Anlass sein auf die konkreten Gefechte, die den Fund in Norddorf auslösten, zurückzublicken. Sehr beeindruckend ist dabei, dass im Zuge der Räumungsarbeiten der Stadt Erwitte ein Foto vom damaligen Gefechtsfeld durch einen Nachbarn übergeben wurde. Es zeigt einen abgeschossenen US-Panzer des Typs Sherman sowie deutlich erkennbare Gefechtsschäden des Umfeldes. Die gefundene Munition passt zu der Ausstattung der US-Panzer des oben genannten Typs. Insgesamt wurden im Zuge der Sondierung und Beräumung des Areals sechs Panzer- und Sprenggranaten, 32 kg Munition- und Munitionsteile sowie 50 kg Kriegsschrott gefunden und beseitigt.

Im zeitgeschichtlichen Rückblick ist zu sagen, dass in den letzten Kriegswochen ab April 1945 auf dem heutigen Gebiet der Stadt Erwitte teils noch heftige Kämpfe zwischen Einheiten der US-Armee und deutschen Truppenteilen stattfanden. Dies ist sicherlich auch der Lage des Stadtgebiets Erwitte am direkten Rand des damaligen Ruhrkessels gelegen. Während viele Städte noch heute immer wieder Bombenblindgänger finden und großflächige Evakuierungen vornehmen müssen, werden im Raum Erwitte eher Erdkampfmittel aus den Gefechten am Kriegsende ausfindig gemacht, die Teils zum Kriegsende einfach nur vergraben wurden. So starben auf beiden Seiten noch in den letzten Tagen des Krieges dutzende Soldaten in diesen Kämpfen. Neben Gefechten im Bereich des östlichen Ortseingangs Erwitte oder auch Stirpe-Weckinghausen, fanden auch im Bereich Norddorf Gefechte zwischen deutschen Panzern und vorrückenden Einheiten der US-Armee statt.

So lag nach den städtischen Archiv- und Literaturrecherchen, darunter das Werk „Der Grosse Kessel“ von Willi Mues, in Norddorf in den ersten Apriltagen 1945 ein Gefechtsstand eines Panzergrenadier-Bataillons, welcher sich im Zuge des Vormarsches amerikanischer Panzer am 04. April in Richtung Böckum zurückzog. Am selbigen Morgen fanden Gefechte zwischen vier deutschen Panzern sowie begleitenden Soldaten und US-Truppe im Bereich Norddorf statt. Im Zuge dieser Gefachte wurden zwei US-Panzer abgeschossen. Auch drei deutsche Panzer gingen verloren, die entweder abgeschossen oder wegen Benzinmangels aufgegeben wurden. Die auf deutscher Seite eingesetzten Einheiten hatten bei den Kämpfen im Bereich Norddorf keine feststellbaren Soldatenverluste. Über etwaige Verluste auf US-Seite liegen keine Angaben vor. Bei dem auf der Fotografie abgebildeten US-Panzer handelt es sich um einen der am 4. April 1945 bei Ostnorddorf abgeschossenen US-Panzer.  

Mit Blick auf die Ereignisse im Raum Erwitte zum Kriegsende 1945 und die noch heute davon ausgehenden Belastungen und Gefahren durch kampfmittelbelastete Flächen, kann das fürchterliche Ausmaß der Zerstörungen, der Gewalt und auch zukünftiger Belastungen auf den Gefechtsfeldern in der Ukraine nur annähernd ermessen werden.

Zerstörter Sherman-Panzer der US-Armee in Norddorf kurz vor Kriegsende 1945 (Foto: privat)
Zerstörter Sherman-Panzer der US-Armee in Norddorf kurz vor Kriegsende 1945 (Foto: privat)
Bushaltestelle in Norddorf heute (Foto: privat)
Bushaltestelle in Norddorf heute (Foto: privat)